Der Kampenwandkrampus
Der Kampenwandkrampus

Der Kampenwandkrampus

Wer hat schon einmal etwas vom Kampenwandkrampus gehört? Die folgende Geschichte handelt von einem Krampus, der die Alpen liebt!

Eisig kalt, aber mit einem runden orange-rotem Feuerball am Himmel begrüßte der frühe Morgen Maxi und seinen Vater, als beide das Auto mit ihrer Winter-Wanderausrüstung vollpackten: ein großes und ein kleines Paar Schneeschuhe, ein hölzerner Schlitten und ein Rucksack gefüllt mit Essen und Wasserflaschen.

Es war der Tag vor Nikolausabend, als Maxi endlich einmal auch im Winter mit seinem Vater in die Berge fahren durfte. Bisher kannte er die schneebedeckten Berggipfel nur von der Ferne, wenn er an klaren Wintertagen aus seinem Zimmerfenster blickte. „Wie es wohl von oben aussah, wenn unten im Tal alles in weißer Pracht eingedeckt ist?“ fragte er sich und war ein wenig traurig, dass er es wohl so schnell nicht erfahren würde.

Viel zu gefährlich seien die Berge im Winter mahnte seine Mutter immer und selbst sein Vater meinte, dass der viele Schnee in den Bergen eine ungeheure Kraft haben könnte.

Dieses Jahr allerdings kam sein Vater am ersten Dezemberfreitag zu ihm und sagte „Nun bist du schon ganz schön groß, mein Junge, es wird Zeit, dass wir auch einmal im Winter einen Ausflug in die Berge machen. Was hältst du davon, wenn wir morgen auf die Kampenwand gehen?“. Natürlich hielt Maxi sehr viel davon, denn die Kampenwand war sein Lieblingsberg, zu gern bestaunte er das schöne Schloss in Hohenaschau am Fuße des Berges, kletterte die letzten Meter an einem Stahlseil durch die hohen Felswände durch oder sah sich den Chiemsee vom Gipfel aus an, der plötzlich nur noch wie eine winzige Pfütze aussah.

Nun sollte es also endlich soweit sein: zum ersten Mal würde er diesen Ausblick auch haben, nachdem der Winter seine weiße Decke über das ganze Tal gezogen hatte.

„Alles klar, wir haben die Schneeschuhe, das Proviant, den Schlitten zum Ziehen unserer Rucksäcke und warme Klamotten, dann kann es ja losgehen“, frohlockte Maxis Vater, warf den Kofferraum mit einem lauten Knall zu und setzte sich ans Lenkrad. Maxi stieg auf den Beifahrersitz und blickte zu seinem Vater rüber, der genauso wie er eingepackt war in einem Überzug an T-Shirts, Pullovern und Jacken. Beide sahen sich kurz an und lachten, als sie den jeweils anderen dick wie einen Kugelfisch eingewickelt musterten, dann startete Maxis Vater den Motor und es ging endlich los.

Im Radio liefen die bekannten Weihnachtslieder, die jedes Jahr wieder ab November Erinnerungen an die letzten Jahre zur Weihnachtszeit weckten und Maxi war in diesem Moment einfach nur glücklich und zufrieden.

„Da, siehst du das Schloss?“ fragte Maxis Vater nach etwa einer halben Stunde Autofahrt und Maxi ergab sich ein fantastischer Anblick: Wie im Märchen thronte das Schloss majestätisch auf seinem hohen Sockel zwischen den Berggipfeln und viele kleine Schneeflocken fielen auf die weißen Turmzinnen. Einen Augenblick später hatten beide auch schon den Wanderparkplatz erreicht, zogen sich die Schneeschuhe an, legten ihre Rucksäcke mit dem Proviant auf den Schlitten und wanderten los, hinein in die zauberhafte Winterlandschaft.

Die Laubbäume hatten bereits alle ihre Blätter verloren und umso mehr stachen die Tannenbäume mit ihren spitzgrünen Nadeln ins Auge, wie gemalt vermischten sich weißer Schnee, braune Baumstämme und grüne Tannennadeln zu einem stimmigen Weihnachtsambiente, das Maxi so schnell nicht mehr vergessen würde. Trotz der eiskalten Luft, die sich beim Wandern durch die Nase drückte, genossen Maxi und sein Vater die angenehme Stille in der Natur.

Bei jedem Schluck allerdings wurde das Wasser aus der Trinkflasche eisiger und plötzlich zogen vermehrt dunkelgraue Wolken am vorher kalt-blauen Himmel auf. Der vorher noch gut sichtbare Berggipfel war bereits komplett eingehüllt und es schien, als ob langsam ein richtiges Unwetter aufziehen würde.

Auf einmal ertönte aus den Tannenbäumen, die im immer stärkeren Wind mehr und mehr wankten, ein lautes Rasseln und Schreien. Maxi bekam kurz Angst und schnappte nach der Hand seines Vaters, als dieser daraufhin sagte:

„Du brauchst keine Angst haben Maxi, das ist nur der Kampenwandkrampus“.

„Der Kampenwandkrampus?“ fragte Maxi verdutzt und schaute seinem Vater in die Augen.

„Ja, der Kampenwandkrampus! Wie du weißt ist ein Krampus ein Kind, welches nicht brav gewesen war und vom Nikolaus mitgenommen wurde. Auch der Kampenwandkrampus liebte damals die Berge, wollte aber nicht auf seine Eltern hören, als diese ihn an einem stürmischen Wintertag warnten, auf die Kampenwand zu gehen. Als ein Schneesturm über den Berg hereinbrach waren alle Wanderpfade zugeschneit und er fand den Weg zurück nicht mehr. Daraufhin rettete ihn der Nikolaus mit seinem Schlitten, verlangte aber als Gegenleistung, dass der Kampenwandkrampus jeden Winter Wanderer vor schweren Unwettern warnt. Seitdem lebt er ab den ersten Wintertagen in den Bergen und rasselt mit seinen Grödeln und ruft durch die Gegend. Es ist zwar schade, aber ich denke, dass es besser ist, dass wir jetzt umkehren“.

Maxi war schwer enttäuscht, er hatte sich doch so auf den Ausblick vom Gipfel gefreut, aber es machte wohl keinen Sinn mehr, weiterzugehen. So schlenderte er mit hängendem Kopf und frierenden Fingern den Berghang hinunter und ärgerte sich über das plötzliche schlechte Wetter.

„Kopf hoch Maxi“, tröstete ihn sein Vater, „der Winter dauert noch länger und es wird sicher noch einen Tag geben, an dem das Wetter beständiger ist und wir den Gipfel erreichen! Freu dich lieber auf die warme Stube daheim, Mama hat deine Lieblingslebkuchen gebacken“.

Als die beiden nach einer Weile dann endlich im Auto saßen und zurück nach Hause fuhren, drehte Papa plötzlich die Radionachrichten etwas lauter: „Vorsicht an alle Wanderer und Skifahrer, im Kampenwandgebiet sind soeben in höheren Lagen mehrere Lawinen abgegangen, wegen anhaltenden Schneestürmen besteht weiterhin Lebensgefahr!“

„Na, da haben wir ja wirklich noch einmal Glück gehabt, dass uns der Kampenwandkrampus frühzeitig gewarnt hat“, sagte Maxis Vater mit ernster Miene und Maxi war jetzt doch ein wenig froh, dass sie gleich in der warmen Stube hocken konnten anstatt auf dem Gipfel festzusitzen. So erzählten beide bei ein paar Lebkuchen und heißem Punch später der Mutter ihre ganz besondere Begegnung mit dem Kampenwandkrampus und diese war mehr als erleichtert, dass Maxi so vernünftig gewesen war.

Am nächsten Tag abends war dann auch endlich Nikolausabend, Mama hatte das Wohnzimmer mit tollen roten Girlanden dekoriert, es gab Mandarinen und die übrig gebliebenen Lebkuchen vom Vorabend. Maxi war ein wenig nervös, schließlich wusste er ja nicht, was sich der Nikolaus dieses Jahr so alles über ihn aufgeschrieben hatte. Die Familie wartete ein Weile und sang einige Weihnachtslieder, da klopfte es plötzlich an der Tür und der Nikolaus kam durch die Tür herein: er hatte einen langen, weißen Bart, eine Bischofsmütze, einen großen hölzernen Stock und ein goldenes Buch in der Hand.

Doch der Nikolaus war dieses Jahr nicht allein: hinter ihm kam eine tiefschwarze Gestalt, sie hatte große Hörner statt Ohren, hielt eine lange Rute aus vielen Tannenzweigen in der Hand, streckte ihre rote Zunge aus dem Mund und schrie entsetzlich laut auf. Diese fürchterliche Gestalt musste also der Krampus sein!

„Keine Angst Maxi“, beruhigte ihn der Nikolaus mit sanfter Stimme, „der Krampus kümmert sich nur um die ganz bösen Kinder, aber du warst ja sicherlich brav, oder nicht? Ich will in meinem goldenen Buch gleich mal nachschauen, was du das letzte Jahr alles so angestellt hast!“.

Nun war Maxi doch ein wenig nervös, wie jedes Jahr durfte er wieder den Stab vom Nikolaus halten, aber zum ersten Mal zitterte er ganz fürchterlich, bis der Nikolaus aus dem goldenen Buch vorlas:

„Ich lese hier ja fast nichts Schlechtes! Sehr brav bist du gewesen, hast deiner Mutter viel geholfen und warst auch recht fleißig in der Schule. Außerdem bist du ein leidenschaftlicher Bergwanderer haben meine Engel aufgeschrieben. Und als du gestern unbedingt auf die Kampenwand wolltest, bist du auch deinem Vater gefolgt als er meinte, es wäre besser umzukehren. Du hast gelernt, dass man nicht immer jedes Ziel mit Gewalt erreichen kann und dass es oft besser ist, es noch einmal irgendwann anders zu versuchen: das können nicht einmal manche Erwachsenen, ich muss dich wirklich sehr loben Maxi!“, sprach der Nikolaus, klappte sein goldenes Buch zu und reichte Maxi einen großen Sack voller Geschenke und guten Gaben.

„Nun ist es aber Zeit weiterzuziehen, der Nikolaus hat noch viele andere Kinder zu beschenken, ich wünsche euch einen schönen Abend und eine gesegnete Weihnachtszeit“, sagte der Nikolaus und zog mit seinem Krampus von dannen.

Maxi war erleichtert und machte sich sofort daran, den großen Sack aufzumachen: darin waren viele Nüsse, Mandarinen, Äpfel, etwas Schokolade und ein kleiner Umschlag. „Was da wohl drin war?“ fragte sich Maxi, riss den Umschlag auf und traute seinen Augen nicht: es war ein Foto vom Gipfel der Kampenwand mit Blick auf den verschneiten Chiemsee. Unten konnte Maxi noch das Datum „05. Dezember“ lesen. Maxis Vater sah sich das Foto an und lachte: „Na sieh mal einer an: es scheint so, als hätte der Kampenwandkrampus dem Nikolaus noch etwas für dich mitgegeben“.

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